Krye
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Titel: Der unbemerkte Tod

Objekt-Nr.: SCP-XXX-DE

Klassifizierung: Euclid

Sicherheitsmaßnahmen: SCP-XXX-DE muss in einer 4 m x 4 m x 4 m großen Zelle aufbewahrt werden. Aufgrund der unberechenbaren Gefahren, die von SCP-XXX-DE ausgehen, darf sich ohne Autorisierung von einem der für SCP-XXX-DE zuständigen Forschungsleiter, niemand dem Objekt auf 10 m nähern. Zur Interaktion mit SCP-XXX-DE wird D-Klasse-Personal eingesetzt.
Mittels Kameras wird das Objekt aus einem kleinen Raum in 20 Metern Entfernung beobachtet. Personal, das zwecks Untersuchungen die Zelle betritt, darf zu seiner eigenen Sicherheit keine scharfen oder spitzen Gegenstände mit in die Zelle führen und hat es den Versuchsleitern mitzuteilen, wenn sich ein Angehöriger der Testgruppe auf einmal traurig, ängstlich, orientierungslos oder schwindelig fühlt. SCP-XXX-DE zeigte bisher kein aggressives oder aktiv-gefährdendes Verhalten, jedoch muss der Aufenthalt in seiner Nähe von Dritten beobachtet oder direkt beaufsichtigt werden, da es noch zu wenig erforscht ist.

Beschreibung: SCP-XXX-DE wird als ein etwa 1.75 Meter großer Junge beschrieben. Er hat lange, verfilzte Haare und mit Narben übersäte Arme. An den Händen von SCP-XXX-DE befindet sich Blut, das sich nicht entfernen lässt. Bei früheren Interaktionen mit SCP-XXX-DE wurde festgestellt, dass es über keine Reizempfindungen, insbesondere kein Schmerzempfinden verfügt.

Das Objekt wurde mittels Polizei- und Krankenhausakten als ein Junge identifiziert, der am 12.3.2005 im Alter von 17 Jahren verstarb, 10 Jahre vor der Entdeckung von SCP-XXX-DE. Über den Jungen war bekannt, dass in seinen letzten beiden Lebensjahren insgesamt 16 Menschen starben, die zu seinem engen Freundes- oder Verwandtenkreises gehörten. Bei einem der ersten Experimente mit SCP-XXX-DE wurden ihm Bilder dieser verstorbenen Menschen gezeigt, woraufhin er laut zu weinen und schreien begann. Er wandte seinen Blick ab, bohrte seine Fingernägel minutenlang in seine Arme, bis kleine, blutende Wunden entstanden.

SCP-XXX-DE verfügt über keine Vitalfunktionen wie Atmen, Herz- oder Pulsschlag, jedoch besitzt es ein Bewusstsein, ein Emotionsempfinden und kann sich uneingeschränkt bewegen, weswegen es als tot und lebendig zugleich angesehen wird.
Wie SCP-XXX-DE immer noch ein Bewusstsein und Motorik trotz gänzlich fehlender Vitalfunktionen haben kann, konnte bisher nicht endgültig erklärt werden.

Die für SCP-XXX-DE zuständigen Forscher gehen von einer biologisch-psychologischen Anomalie aus. In den offiziellen Dokumenten zu diesem Objekt, die nach zwei Jahren Forschung mit über 135 Experimenten und Untersuchungen der Leitung der Foundation übergeben wurden, heißt es, dass SCP-XXX-DE ein Junge sei, der vor 10 Jahren verstorben sei, seinen eigenen Tod aber nie bemerkt, bzw. wahrgenommen hat. Die Begründungen dafür sind seitens der zuständigen Forscher jedoch nur rudimentär vorhanden. Als ein Aspekt wird angegeben, dass SCP-XXX-DE stets versucht, Kontakt mit Menschen in der Nähe aufzubauen, sich bei fehlender Anwesenheit von Menschen jedoch nur sehr selten bewegt. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass SCP-XXX-DE seine Umgebung gänzlich wahrnimmt und teilweise (Menschen) mit ihr zu interagieren versucht, aus medizinischer Sicht jedoch tot ist.

Testobjekte, die in die Nähe von SCP-XXX-DE gelassen wurden, waren während des Kontaktes und noch 2-6 Minuten darüber hinaus, nicht ansprechbar. Die ganze Zeit über weinten sie und schauten minutenlang nur eine zufällige Stelle in der Zelle an. Nachdem immer mehr Testobjekte anfingen, sich selbst mit spitzen und scharfen Gegenständen, die sie bei sich trugen, körperlichen Schaden zuzufügen, sich aggressiv in ihr eigenes Fleisch zu beißen oder versuchten, sich selbst die Zunge abzubeißen, wurden sie sofort aus der Zelle von SCP-XXX-DE herausgeholt und fixiert, damit weitere Verletzungen vermieden werden konnten. Während dieser selbstverletzenden Handlungen waren jedoch keinerlei Schmerzindikatoren wie Schreien, Gesicht verziehen, Augen zukneifen oder gar das Abbrechen der Handlung zu beobachten, weswegen die zuständigen Forschungskräfte davon ausgingen, dass das Schmerzempfinden und andere wichtige Teile der Wahrnehmung in dieser Zeit aussetzen. Weiterhin war zu beobachten, dass SCP-XXX-DE umso ruhiger war, je mehr Menschen sich in seiner Nähe befanden, die die zuvor genannten temporären Merkmale und Handlungen aufwiesen.

Die Forschungskräfte gehen davon aus, dass SCP-XXX-DE seine Gefühle auf die Personen in seiner Nähe überträgt, was eine Abwehrreaktion auf das potenzielle Bewusstwerden des eigenen Todes ist. Dies scheint zwar auch ohne menschlichen Kontakt nicht zu gelingen (SCP-XXX-DE wurde im Zuge eines Langzeitexperimentes 6 Monate isoliert und beobachtet), trotzdem scheint sein Unterbewusstsein es davor bewahren zu wollen. Trotzdem gehen die Forscher davon aus, dass es sich ohne regelmäßigen menschlichen Kontakt nach mehreren Jahrzehnten seines eigenen Todes bewusst werden könnte, sicher ist dies aber nicht.

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Auszug auf dem Protokoll eines Interviews, das am 17. Juli 2015 von Dr. Hektor Lase, dem Leiter der für SCP-XXX-DE beauftragten Forschungsgruppe, mit Herrn Tile, der sich zwecks Untersuchungen von SCP-XXX-DE in die Zelle des Objektes begeben musste, geführt wurde.

[…]

Dr. Lase: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie sich in der Zelle von SCP-XXX-DE aufgehalten haben?

Herr Tile: Anfangs war ich ziemlich nervös, ich bekam Gänsehaut als die Zellentür langsam hinter uns geschlossen wurde. Schon nach kurzer Zeit spürte ich in mir eine sich sukzessive intensivierende Mischung aus Angst und Trauer. Ich fing an, um Menschen zu trauern, die nicht einmal von mir gegangen waren. (Stimme wird schwächer) Gleichzeitig verlor ich das Gefühl der Lebendigkeit, ich hatte plötzlich den Drang, mir selbst etwas anzutun, um mich zu vergewissern, dass ich noch lebendig bin.

Dr. Lase: Glauben Sie, dass SCP-XXX-DE dafür verantwortlich war?

Herr Tile: Ich kann es mir nicht anders erklären, schließlich ging es den drei anderen, mit denen ich in der Zelle war, genauso.

Dr. Lase: Was war Ihr Eindruck von SCP-XXX-DE insgesamt?

Herr Tile: Es wirkte auf mich, als hätte er in seiner Vergangenheit sehr leiden müssen, als hätte er alles verloren, was er geliebt hat. (beginnt zu weinen) Als würde er nur noch aus Trauer, Schmerz und Verlustängsten bestehen.

[…]

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Zwei Tage später wurde Herr Tile tot in seinem Zimmer in der Foundation aufgefunden.

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